Lipödem behandeln

Sport und Ernährung in der Lipödem-Therapie

Lipödem-Patientinnen leiden häufig jahrelang, sowohl körperlich als auch psychisch, bevor die richtige Diagnose Aufschluss über ihre Erkrankung gibt. Oft werden ihre Beschwerden nicht ernst genommen und sie fälschlich als „dick“ abgestempelt. Da das reine Lipödem bzw. die dadurch bedingte Fettgewebsvermehrung jedoch nicht durch Diäten beseitigt werden kann, ist Frustration vorprogrammiert.

Trotzdem wird Betroffenen empfohlen auf ein normales Gewicht zu achten. Denn bereits leichtes Übergewicht kann die Ödembildung und die Beschwerden verstärken. Allerdings leiden mehr als die Hälfte der Betroffenen an einer Mischform aus Lipödem mit begleitender Fettleibigkeit (Adipositas). Dann steht die Gewichtsreduktion an oberster Stelle. Man spricht in diesem Fall aber nicht von einer herkömmlichen Diät. Vielmehr beinhaltet die Therapie eine kontrollierte Kombination aus drei Bestandteilen:

  1. Ernährungsumstellung
  2. körperliche Aktivität
  3. psychologische Betreuung (vor allem bei einer Essstörung)

So soll das Normalgewicht langfristig gesichert werden.

 

Ernährungsumstellung kann Beschwerden verbessern.

 

Ernährungsumstellung

Da sich ein hoher Insulinspiegel negativ auf die Ödembildung auswirkt, wird eine „isoglykämische Ernährung“ empfohlen. Dabei sollen ausreichende Pausen zwischen den Mahlzeiten eingehalten und Blutzucker- und Insulinspitzen vermieden werden. Außerdem muss die Proteinzufuhr auf den Bedarf der Muskelmasse abgestimmt sein, denn die Gewichtsreduktion sollte nicht zu Lasten der Muskelmasse erfolgen (ketogene Ernährung). Erfahrene Ernährungsberater oder eine spezielle Ernährungstherapie kann bei der Ernährungsumstellung sinnvoll sein.

Einen ersten Einblick und Hinweise zur Ernährung bei Lipödem erhalten Sie hier:

Lipödem und Ernährung

 

Eine besonderer Ansporn: Bei mehr als 80 % der Patientinnen verbessern sich die Beschwerden nach dem Abnehmen.

 

Sport und Bewegung bei Lipödem

Je höher das Gewicht der Betroffenen, desto schwerer fallen ihnen Bewegungen oder gar sportliche Aktivitäten. Außerdem werden die Gelenke unter dem hohen Gewicht bei gewissen Sportarten zu stark belastet. Daher haben sich Wassersportarten vom klassischen Schwimmen über Aquarobic (Aerobic im Wasser) bis hin zu Aqua Cycling (Radsport im Wasser) bewehrt. Im Wasser werden die Gelenke weniger strapaziert und der Wasserdruck wirkt sich positiv auf das Ödem aus.

Lesen Sie mehr dazu, was Patientinnen beachten müssen und welche weiteren Sportarten geeignet sind:

Lipödem und Sport

 

Psychotherapie / Psychologische Betreuung

Die ungewöhnlichen Körperproportionen sowie die starken Schmerzen führen dazu, dass Lipödem-Patientinnen oft auch seelisch sehr stark leiden. Durch ihr Aussehen erfahren sie häufig abwertende Blicke oder werden gemoppt. Dadurch grenzen sie sich gelegentlich auch selbst aus, um den Anfeindungen zu entgehen. Das Gefühl anders zu sein, bewirkt ein geringes Selbstwertgefühl bis hin zu starken Depressionen. Auch der Partner ist verunsichert, da jede Berührung schmerzt.

Für viele Betroffene ist die Partnersuche generell schwierig, was zusätzlich zu Minderwertigkeitskomplexen führen kann. Außerdem verfallen viele in eine Essstörung, von Hungern und übertriebenem Sport bis hin zum Frustessen.

 

Es wird daher geraten, auch psychologische Beratung in die Therapie des Lipödems zu intergieren.

 

Weitere Bestandteile der Lipödembehandlung

Um das Ödem sowie die Schmerzen zu reduzieren, kommt die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) zum Einsatz. Sie besteht aus fünf Therapiebausteinen:

Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)

 

Wenn trotz konsequenter durchgeführter Entstauungstherapie (KPE) weiterhin Beschwerden bestehen, kann über eine Fettabsaugung, in der Fachsprache Liposuktion, nachgedacht werden. Bislang ist die Liposuktion die einzige Behandlungsform, die das krankhafte Fettgewebe dauerhaft entfernen kann. Doch der Eingriff ist eine schwerwiegende Entscheidung und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. In jedem Fall sollte ein erfahrener Facharzt aufgesucht werden, um zu vermeiden, dass während der Absaugung Lymphbahnen verletzt werden und dadurch ein Lipo-Lymphödem auftritt. Außerdem ist die Fettabsaugung teuer und wird nur selten von der Krankenkasse bezahlt. Ärzte empfehlen zudem, erst mit einem normalen Ausgangsgewicht (BMI: 18,5 - 24,9) das krankhafte Fettgewebe zu entfernen.

 

Da es für die Betroffenen jedoch oftmals schwer ist, Normalgewicht zu erreichen, sollte man sich fachkundige Unterstützung suchen. Kontaktlisten für Ansprechpartner in Ihrer Nähe finden Sie u.a. bei der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie.

 


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